Fuldaer Familienbetrieb feiert Jubiläum: Vom Flachshandel bis zum Schrott- und Metallrecycling
Tradition und Moderne verbinden, das liegt dem Team der Johann Döring GmbH & Co. KG am Herzen – wenn es um Schrott- und Metallrecycling geht, aber auch im täglichen Umgang mit den Kunden. In diesem Jahr feiert das Fuldaer Familienunternehmen sein 140-jähriges Bestehen. Mit Geschäftsführerin Ina-Maria Döring ist bereits die fünfte Generation im Betrieb aktiv.
„Wir sind hier alle mit ganz viel Herzblut dabei“, sagt die 36-Jährige, die 2018 die Leitung des Unternehmens von ihrem Vater Ulrich Döring und zugleich ein eingespieltes Team übernommen hat. Sie blicke „mit Stolz und Ehrfurcht“ auf die lange Tradition des Familienbetriebs zurück, „auf Höhen und auch Tiefen, die in der Vergangenheit gemeistert wurden“, so Ina-Maria Döring.
Seit Gründung des Betriebs im Jahr 1882 gab es zahlreiche Weiterentwicklungen, immer wieder neue Produktions- und Recyclingtechniken. Angefangen hatte alles aber nicht mit Metallen, sondern mit dem Ankauf, der Bearbeitung und dem Handel von Flachs für die Leinenindustrie – zunächst in der Frankfurter Straße 2a, nahe der Bardostraße. Seit Ende der 1940er-Jahre stand die Verwertung von Eisenschrott, Altmetallen, Altpapier und Alttextilien im Fokus des Döring-Teams.
Nach dem Krieg führte Ina-Maria-Dörings Großvater Robert Döring zusammen mit Richard Döring das Unternehmen. Robert starb 1960 an einem Kriegsleiden, hatte zuvor aber seine Frau Maria-Ruth per Testament für seine Nachfolge vorgesehen. Der Umzug an den heutigen Standort in der Bellingerstraße 22 fand 1967 statt. Zu dieser Zeit half Ulrich Döring bereits im Betrieb mit. Noch war er aber mit seiner Ausbildung zum Großhandelskaufmann beschäftigt und musste seine Bundeswehr-Zeit ableisten. „Offiziell eingestiegen bin ich dann 1967“, blickt der Seniorchef zurück. „Kurze Zeit später ist meine Mutter mit nur 57 Jahren ebenfalls viel zu früh verstorben.“ Sie hatte ihrem Sohn zuvor das Unternehmen überschrieben. Schneller als gedacht, musste der damals 25-Jährige Verantwortung übernehmen. Richard Döring hatte den Betrieb bereits verlassen, er starb zwei Jahre später.
Während sich Ulrich Döring in Fulda für das Familienunternehmen starkmachte, übernahm sein Bruder Johannes den Schrotthandel in Bad Hersfeld. „Unsere Schwester Jutta hat die Immobilien der Familie geerbt.“
1990: Die deutsche Wiedervereinigung war auch für Döring ein historischer Meilenstein. „Die Öffnung der Grenze erweiterte unser Einzugsgebiet und brachte uns dadurch natürlich zusätzliche Kunden. Bis heute erhalten wir aus Thüringen regen Zuspruch, der uns sehr viel bedeutet“, sagt Ina-Maria Döring.
Dass seine Tochter vor fünf Jahren die Nachfolge angetreten hat, darüber war Ulrich Döring „sehr glücklich“, wie er betont. „Ich kenne manchen Betrieb, der leider nicht weitergeführt wurde. Hier blicken wir ganz zuversichtlich nach vorn. Das freut mich sehr – natürlich auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Dass der „Seniorchef“ weiter mit umfassendem Wissen und langjähriger Erfahrung an Bord ist, steht für alle außer Frage. Alte Tugenden wie Zuverlässigkeit, ehrlicher Umgang miteinander und Verbindlichkeit führen auch die jungen Teammitglieder gerne fort. „Bei uns zählt noch ein Handschlag, das ist uns sehr wichtig“, unterstreicht Ina-Maria Döring. „Zugleich stehen wir – unsere künftigen Investitionen im Blick – für neueste Techniken und qualifizierten Service.“
Heute ist die Johann Döring GmbH & Co. KG mit aktuell 14 Beschäftigten vor allem für die stahl- und metallverarbeitende Industrie, für gewerbliche wie private Anlieferer und Stahlwerke, Gießereien sowie Metallhütten im Einsatz. „Dabei haben wir die weltweit aktuellen Marktpreise und -entwicklungen stets im Blick, um für unsere Kunden jederzeit kompetenter Ansprechpartner zu sein“, so die Geschäftsführerin, die sich für nachhaltiges Denken und Handeln einsetzt. „Wir sortieren systematisch und analysieren die jeweiligen Materialien genau. Als Entsorgungsfachbetrieb leisten wir damit einen Beitrag zur Erhaltung beziehungsweise Schonung natürlicher Ressourcen und zum Schutz von Umwelt und Klima.“
Aktuelles Projekt ist die Modernisierung des Verwaltungsgebäudes sowie die Neuerrichtung einer zusätzlichen Lagerhalle, die modernsten Ansprüchen gerecht wird. „Im Jubiläumsjahr geht es bei uns richtig rund“, sagt Ina-Maria Döring und lässt einen Einblick in den Handwerksauftrag zu. Die aktuellen Umbaumaßnahmen führt das Fuldaer Unternehmen Hodes-Bau aus. Wie schon damals, 1967, als es am Standort in der Bellingerstraße losging.